Mirow-Pressegespräch: Blogger bleiben außen vor
Es kommt nicht oft vor, dass der Chefkontrolleur der krisengeschüttelten HSH Nordbank zum Pressegespräch lädt. Das ist – um es deutlich zu sagen – ein äußerst seltenes Ereignis. So hielt es bisher auch der seit 2013 amtierende HSH-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mirow.
Nach der Einschätzung der EU-Kommission Ende 2015, die HSH Nordbank sei im beihilferechtlichen Sinne nicht lebensfähig und müsse nach einer zweijährigen Schonfrist 2018 verkauft sein oder von den Länder abgewickelt werden, war von Thomas Mirow bisher nichts Nnnenswertes zu lesen. Auch nicht nach der Entscheidung der beiden norddeutschen Länderparlamente, die HSH Nordbank mit einem zweiten “Rettungspaket” zu versorgen. Auch nicht nach der Strafanzeige von Dr. Werner Marnette gegen Thomas Mirow, den Vorstandschef der HSH Nordbank von Österreich und gegen die Finanzsenatoren der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, Heinold und Tschentscher.
Umso interessanter – ein Bericht auf den Online-Seiten der Kieler Nachrichten am Donnerstag Abend, 14. Januar, und einer im Hamburger Abendblatt am Freitag darauf. Dort wurde nämlich der sonst schweigende Mirow zitiert.
Einladung zum seltenen Pressegespräch …
Zu diesem Pressetermin aber erhielt ich erstaunlicherweise keine Einladung. Dabei gehöre ich seit 7 Jahren quasi zum Inventar der HSH Pressestelle, zugegeben, zum eher nervigen Inventar. Zudem hatte ich nur wenige Tage vor dem Mirow-Termin mit der Pressestelle über die 6,2 Milliarden Euro Kredite gesprochen, die die Länder der HSH abkaufen werden, ihre bilanzielle Behandlung und Bewertung und die Arbeit von Abwicklern.
Weil ich erstmals nicht mit auf Wollrabs Telefonliste stand, fragte ich in der HSH-Pressestelle nach.
… mit den “Leitmedien”
Ein Sprecher sagte mir dann freundlich: Sie hätten sich auf die Leitmedien konzentriert, darunter neben dem Hamburger Abendblatt, NDR 90,3 und der FAZ, das Handelsblatt, die Börsenzeitung, die Kieler Nachrichten, der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag, die Deutsche Presseagentur … alles Kollegen, die auch sonst bei solchen Terminen dabei sind. Und nein, die Süddeutsche sei nicht da gewesen. Und ja, er könne verstehen, dass ich irritiert sei. Sie hätten es aber so entschieden. Sinngemäß drückte der HSH-Sprecher sich so aus.
Was Mirow zu sagen hatte, fiel dann wohl eher dünn aus, zumindest das, was anschließend in den öffentlich zugänglichen Berichten zu lesen war, erschien so. Es war nichts Überraschendes, Neues, Anderes darunter, als das, was Journalisten eh seit Jahr und Tag von der Bank zu hören bekommen.
Das Abendblatt zitierte Mirow z.B. mit:
Die HSH sei “eine funktionierende, markt- und wettbewerbsfähige Bank, ein interessantes Unternehmen”. “Ich sehe gute Zukunftschancen.”
Die Kieler Nachrichten schrieben über Mirows Gespräch:
„Hier ist in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet worden, einen Riesen-Schlamassel zu beseitigen.“
Die FAZ-Online titelt:
HSH Nordbank ist eine wettbewerbsfähige Bank
Und die Börsenzeitung ließ Mirow als Besorgten auftreten, der mit den Fingern auf die zeigt, die sich öffentlich eigene Gedanken machen und für Transparenz eintreten:
Die Verkaufschancen für die HSH Nordbank sollten in der Öffentlichkeit nicht zerredet werden, warnt Aufsichtsratschef Thomas Mirow.
Der NDR berichtet in wenigen Zeilen, die FAZ am Sonnabend, so der HSH Sprecher.
Einen Text, der die Verkaufsoffensive von HSH-Aufsichtsratschef Mirow am Zahlenwerk der HSH und dem vergangenen, politischen Vorgehen spiegelte, habe ich in den öffentlich zugänglichen Medien nicht gefunden. Ulrich Metschies von den Kieler Nachrichten leistete sich immerhin mit seiner Wortwahl einen distanzierten Unterton.
Zur nächsten Jahrespressekonferenz, die ja bald sein werde, erhalte ich dann aber wieder eine Einladung, sicherte mir der HSH-Sprecher zu. Das wäre ja dann schon die nächste Gelegenheit zum Fragen stellen. Allerdings nicht an Mirow.
Nachtrag: Am 20. Januar 2016 habe ich an den Leiter der Kommunikationsabteilung der HSH, Mirko Wollrab, eine e-Mail geschrieben. In dieser drückte ich mein Bedauern aus, dass er mich nicht zu dem wichtigen Gespräch mit Dr. Mirow eingeladen hat. Außerdem wies ich ihn freundlich darauf hin, dass eine Beschränkung auf “Leitmedien” als Auswahlkriterium für die Information der Öffentlichkeit schon allein im Sinne des Neutralistäts- und Gleichheitsgebotes nicht haltbar sei.
Eine Antwort auf mein eMail habe ich von Mirko Wollrab nicht erhalten.
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